
Hufrehe (Laminitis) ist der Albtraum vieler Pferdebesitzer. Diese schmerzhafte und potenziell verheerende Erkrankung des Pferdehufes kann jedes Pferd treffen, unabhängig von Rasse, Alter oder Nutzung. Sie ist nicht nur eine der häufigsten Ursachen für Lahmheit beim Pferd, sondern kann im schlimmsten Fall zu dauerhaften Schäden, chronischen Schmerzen und sogar zum Verlust des Pferdes führen. Doch was genau ist Hufrehe, wie entsteht sie, und – am wichtigsten – was können Sie tun, um Ihr Pferd zu schützen, im akuten Fall richtig zu handeln und langfristig zu managen?
Dieser umfassende Leitfaden taucht tief in die Materie ein. Wir beleuchten die komplexen Ursachen, die oft weit über „zu viel Gras“ hinausgehen, erklären Ihnen, wie Sie die subtilen und offensichtlichen Symptome erkennen, und geben Ihnen einen klaren Aktionsplan für akute Notfälle an die Hand. Darüber hinaus widmen wir uns ausführlich dem Langzeitmanagement, das entscheidend ist, um wiederkehrende Reheschübe zu verhindern und betroffenen Pferden ein möglichst schmerzfreies Leben zu ermöglichen. Unser Ziel ist es, Ihnen das Wissen und die Werkzeuge an die Hand zu geben, um Hufrehe besser zu verstehen, frühzeitig zu agieren und die Gesundheit Ihres Pferdes bestmöglich zu schützen.
Was ist Hufrehe? Anatomie und Pathophysiologie verstehen
Bevor wir uns den Ursachen und Symptomen widmen, ist es wichtig zu verstehen, was bei Hufrehe im Huf überhaupt passiert. Der Huf besteht aus einer äußeren Hornkapsel und dem inneren Hufbein. Zwischen diesen beiden Strukturen befindet sich die Huflederhaut, ein hochsensibles Gewebe, das reich an Blutgefäßen und Nerven ist. Die Huflederhaut ist über feine Lamellen (Blättchen) fest mit der Hornkapsel und dem Hufbein verbunden. Diese Lamellenverzahnung ist extrem stabil und trägt das gesamte Gewicht des Pferdes.
Bei Hufrehe kommt es zu einer Entzündung dieser Huflederhaut. Diese Entzündung führt zu einer Störung der Durchblutung und einer Schädigung der Lamellen. Die Verbindung zwischen Hufbein und Hornkapsel wird geschwächt oder löst sich sogar auf. Da das Hufbein durch das Körpergewicht des Pferdes ständig nach unten gedrückt wird und die Hornkapsel es nicht mehr ausreichend halten kann, kann es zu einer Rotation oder Absenkung des Hufbeins kommen. Dies ist extrem schmerzhaft und führt zu den typischen Rehesymptomen. Im schlimmsten Fall kann das Hufbein die Sohle durchbrechen (Hufbeindurchbruch), was eine Katastrophe für das Pferd bedeutet.
Hufrehe ist also keine einfache Hufkrankheit, sondern eine systemische Erkrankung mit lokalen Auswirkungen, die oft durch eine Störung im gesamten Stoffwechsel des Pferdes ausgelöst wird.
Die vielfältigen Ursachen von Hufrehe: Mehr als nur Gras
Die Vorstellung, dass Hufrehe ausschließlich durch zu viel Gras verursacht wird, ist weit verbreitet, aber unvollständig. Tatsächlich gibt es eine Reihe von Auslösern, die oft in Kombination auftreten und das Risiko erhöhen. Die Hauptursachen lassen sich in verschiedene Kategorien einteilen:
1. Fütterungsbedingte (Metabolische) Hufrehe (die häufigste Form):
- Fruktan in Gras: Dies ist der bekannteste Auslöser. Fruktane sind Speicherzucker in Gräsern, die bei bestimmten Wetterbedingungen (kalte Nächte, sonnige Tage, Stress für die Pflanze) in hohen Konzentrationen vorkommen. Pferde können Fruktane im Dünndarm nicht verdauen; sie gelangen in den Dickdarm, wo sie von Bakterien fermentiert werden. Dabei entstehen Toxine, die in den Blutkreislauf gelangen und die Durchblutung der Huflederhaut stören.
- Übermäßige Aufnahme von leicht verdaulichen Kohlenhydraten: Zu viel Getreide (Stärke), Melasse oder andere zuckerreiche Futtermittel können ebenfalls zu einer Überladung des Dickdarms führen und ähnliche Prozesse wie Fruktane auslösen.
- Plötzliche Futterumstellung: Eine abrupte Änderung der Fütterung kann die Darmflora stören und das Risiko erhöhen.
- Übergewicht und Insulinresistenz (IR): Pferde mit Übergewicht oder einer genetischen Veranlagung zur Insulinresistenz (oft bei Robustrassen wie Ponys, Isländern, Haflingern) sind besonders anfällig. Ihr Stoffwechsel reagiert empfindlicher auf Zucker und Stärke, und sie neigen dazu, Insulinresistenz zu entwickeln, was wiederum das Reherisiko massiv erhöht.
- Equines Metabolisches Syndrom (EMS): Eine komplexe Stoffwechselstörung, die mit Übergewicht, Insulinresistenz und einer erhöhten Rehe-Anfälligkeit einhergeht.
- Cushing-Syndrom (PPID – Pituitary Pars Intermedia Dysfunction): Eine Hormonstörung, die oft bei älteren Pferden auftritt und zu einer erhöhten Kortisolproduktion führt. Kortisol beeinflusst den Stoffwechsel und kann Hufrehe auslösen oder verschlimmern.
2. Belastungsrehe (Mechanische Hufrehe):
- Übermäßige Belastung eines Hufes: Dies tritt auf, wenn ein Pferd aufgrund einer Verletzung oder Lahmheit an einem Bein das andere Bein übermäßig belastet. Die ständige Überbeanspruchung des gesunden Hufes kann zu einer Entzündung der Lederhaut führen. Dies ist oft bei Pferden mit schweren Sehnenverletzungen oder Frakturen zu beobachten.
- Arbeit auf hartem Boden: Ungewohnte oder intensive Arbeit auf sehr hartem Untergrund kann zu einer mechanischen Überreizung der Hufe führen.
- Falsche Hufbearbeitung/Beschlag: Ein unpassender Beschlag, zu kurze oder zu lange Zehen, oder eine ungleichmäßige Belastung durch fehlerhafte Hufbearbeitung können Druck auf die Huflederhaut ausüben und Rehe begünstigen.
3. Toxische Hufrehe (Infektionsbedingte Rehe):
- Endotoxine: Diese werden bei schweren Infektionen (z.B. schwere Kolik mit Darmverschluss, Geburtsrehe nach Schwergeburt mit zurückgebliebener Nachgeburt, Lungenentzündung, Vergiftungen) freigesetzt. Die Toxine gelangen in den Blutkreislauf und können die Huflederhaut schädigen.
- Vergiftungen: Aufnahme von Giftpflanzen (z.B. Ahorn, Eicheln in großen Mengen), Schimmelpilzen im Futter oder anderen toxischen Substanzen.
4. Medikamenteninduzierte Hufrehe:
- Kortikosteroide (Kortison): Die Verabreichung von Kortison, insbesondere in hohen Dosen oder über längere Zeit, kann bei empfindlichen Pferden Hufrehe auslösen. Dies ist ein bekanntes, wenn auch seltenes, Risiko dieser Medikamente.
Symptome von Hufrehe: Frühzeitig erkennen und handeln
Die Symptome von Hufrehe können von subtil bis dramatisch reichen. Je früher Sie die Anzeichen erkennen, desto besser sind die Heilungschancen.
Akute Hufrehe (plötzlicher Beginn):
- Typische „Sägebockhaltung“: Das Pferd stellt die Vorderbeine weit nach vorne und die Hinterbeine weit unter den Körper, um die schmerzenden Vorderhufe zu entlasten. Bei Rehe an allen vier Hufen kann die Haltung variieren.
- Lahmheit: Deutliche Lahmheit, oft auf beiden Vorderbeinen. Das Pferd geht steif, trippelig, als würde es auf Eiern gehen, und versucht, die Zehen nicht zu belasten. Wendungen sind extrem schmerzhaft.
- Erhöhte Pulsation an den Hufarterien: Die Arterien, die über den Fesselkopf zum Huf führen, sind stark pochend zu fühlen. Dies ist ein sehr wichtiges und frühes Anzeichen.
- Warme Hufe: Die Hufe fühlen sich wärmer an als normal, besonders im Bereich der Zehe.
- Schmerzempfindlichkeit der Sohle und des Zehenbereichs: Das Pferd reagiert schmerzhaft auf Druck mit der Hufzange im Zehenbereich der Sohle.
- Allgemeine Symptome: Fieber (nicht immer vorhanden), erhöhte Herzfrequenz, Schwitzen, Apathie, Fressunlust, Anzeichen von Kolik (leichte Bauchschmerzen).
- Schwierigkeiten beim Aufstehen und Hinlegen: Das Pferd zögert oder hat große Mühe.
Chronische Hufrehe (nach wiederholten Schüben oder unzureichender Behandlung):
- Veränderte Hufhornqualität: Brüchiges, rissiges Horn, oft mit ringförmigen Wülsten (Reheringe) auf der Hufwand, die nach unten wachsen.
- Verbreiterte weiße Linie: Die Verbindung zwischen Sohle und Hufwand ist breiter als normal und oft mit Schmutz gefüllt.
- Hufbeindurchbruch: In schweren Fällen kann das Hufbein die Sohle durchbrechen, was zu einer offenen Wunde führt und eine Infektionsgefahr darstellt.
- Veränderte Hufform: „Schnabelhufe“ (nach vorne wachsende Zehenwand), flache Sohlen, verbreiterte Trachten.
- Chronische Lahmheit: Das Pferd ist dauerhaft lahm oder fühlig, besonders auf hartem Boden.
- Wiederkehrende Hufabszesse: Durch die geschädigte Huflederhaut sind die Hufe anfälliger für Abszesse.
Akute Maßnahmen bei Hufrehe: Sofort handeln!
Wenn Sie den Verdacht auf Hufrehe haben, ist schnelles Handeln entscheidend. Jede Stunde zählt, um irreversible Schäden zu verhindern.
- SOFORT Tierarzt rufen! Beschreiben Sie die Symptome genau. Dies ist der wichtigste Schritt.
- Pferd ruhigstellen: Bringen Sie das Pferd auf einen weichen Untergrund (tiefe Einstreu, Sandpaddock). Vermeiden Sie jegliche Bewegung. Das Pferd sollte nicht mehr als unbedingt nötig laufen.
- Futterentzug: Sofortiges Entziehen jeglichen Futters, insbesondere Kraftfutter, Gras und Heu. Nur Wasser anbieten. Bei Fruktan-Rehe ist dies essenziell.
- Hufe kühlen: Dies ist eine der wichtigsten Sofortmaßnahmen! Kühlen Sie die Hufe intensiv und durchgängig.
- Kaltes Wasser: Stellen Sie das Pferd in einen Bach, eine Wassertonne oder kühlen Sie die Hufe mit einem Wasserschlauch. Wichtig ist, dass das Wasser wirklich kalt ist und kontinuierlich fließt oder gewechselt wird.
- Eiswasser: Am effektivsten ist das Kühlen mit Eiswasser. Füllen Sie Eimer oder spezielle Hufkühlstiefel mit Eiswürfeln und Wasser. Die Dauer der Kühlung sollte idealerweise 48-72 Stunden betragen oder bis der Tierarzt Entwarnung gibt.
- Kühlgamaschen: Können eine Ergänzung sein, sind aber oft nicht ausreichend, um die tieferen Strukturen des Hufes ausreichend zu kühlen.
- Druckentlastung: Wenn möglich, entlasten Sie den Zehenbereich des Hufes. Dies kann durch spezielle Polsterungen (z.B. mit Klebeband fixierte Styroporplatten unter der Sohle, die den Strahl und die Trachten unterstützen) geschehen. Achtung: Dies sollte idealerweise unter Anleitung des Tierarztes erfolgen, um keine falschen Druckpunkte zu erzeugen.
- Medikamente: Verabreichen Sie niemals Schmerzmittel oder andere Medikamente ohne ausdrückliche Anweisung des Tierarztes. Einige Schmerzmittel können die Durchblutung beeinflussen und im schlimmsten Fall kontraproduktiv sein.
- Dokumentation: Notieren Sie sich den Zeitpunkt des Auftretens der Symptome, die gemessenen Vitalwerte und alle durchgeführten Maßnahmen. Dies hilft dem Tierarzt bei der Diagnose und Therapieplanung.
Tierärztliche Diagnose und Therapie im akuten Stadium
Der Tierarzt wird eine gründliche Untersuchung durchführen, die in der Regel Folgendes umfasst:
- Anamnese: Genaue Befragung des Besitzers zu Symptomen, Fütterung, Vorerkrankungen etc.
- Klinische Untersuchung: Beurteilung der Lahmheit, Pulsation der Hufarterien, Wärme der Hufe, Schmerzreaktion auf Zangendruck.
- Röntgenbilder: Unverzichtbar! Röntgenbilder der Hufe sind entscheidend, um den Grad der Hufbeinrotation oder -absenkung zu beurteilen und die Prognose einzuschätzen. Sie dienen auch als Basis für die spätere Hufbearbeitung.
Die tierärztliche Therapie im akuten Stadium zielt darauf ab, die Entzündung zu reduzieren, Schmerzen zu lindern und die Durchblutung der Huflederhaut zu verbessern:
- Entzündungshemmer und Schmerzmittel: Nicht-steroidale Antiphlogistika (NSAIDs) wie Flunixin-Meglumin oder Phenylbutazon werden eingesetzt, um Entzündung und Schmerz zu bekämpfen.
- Durchblutungsfördernde Mittel: Medikamente, die die Durchblutung der Hufe verbessern sollen (z.B. Acepromazin), können eingesetzt werden.
- Antihistaminika: Bei Verdacht auf allergische Komponenten.
- Infusionen: Bei schweren Vergiftungsrehen oder Kolik kann eine Infusionstherapie notwendig sein.
- Hufbearbeitung / Spezialbeschlag: Der Tierarzt wird in Absprache mit dem Hufschmied oder Orthopädie-Schmied Maßnahmen zur Druckentlastung und Korrektur einleiten. Dies kann das Kürzen der Zehe, das Anbringen eines speziellen Rehebeschlags (z.B. mit Steg, Keil, oder ein offener Zehenbereich), oder das Kleben von Spezialschuhen umfassen. Ziel ist es, den Druck von der Zehe zu nehmen und den Strahl sowie die Trachten zu unterstützen.
- Boxenruhe: Absolute Boxenruhe auf tiefer, weicher Einstreu ist unerlässlich, um weitere Belastung der Hufe zu vermeiden.
Langzeitmanagement bei Hufrehe: Ein lebenslanger Plan
Nachdem die akute Phase überstanden ist, beginnt die oft langwierige Phase des Langzeitmanagements. Das Ziel ist es, weitere Reheschübe zu verhindern und dem Pferd ein möglichst schmerzfreies und aktives Leben zu ermöglichen. Dies erfordert eine konsequente Anpassung von Fütterung, Haltung, Hufbearbeitung und gegebenenfalls Medikamenten.
1. Fütterungsmanagement: Der Schlüssel zur Prävention
Dies ist der wichtigste Pfeiler im Langzeitmanagement, besonders bei metabolisch bedingter Rehe.
- Raufutter als Basis: Hochwertiges, zuckerarmes Heu ist die Grundlage. Bei Rehe-Pferden sollte der Fruktangehalt des Heus bekannt sein (Heuanalyse). Bei hohem Fruktangehalt kann das Heu gewässert werden (ca. 30-60 Minuten, dann abgießen), um Zucker auszuschwemmen.
- Kein oder wenig Gras: Weidegang ist für Rehe-Pferde oft ein hohes Risiko. Wenn Weidegang überhaupt, dann nur sehr kontrolliert und kurzzeitig, idealerweise mit Fressbremse und nur zu Zeiten, in denen der Fruktangehalt im Gras niedrig ist (z.B. nachts oder am frühen Morgen nach einer warmen Nacht). Bei akuter Rehe oder starker Anfälligkeit sollte Weidegang komplett vermieden werden.
- Kraftfutter reduzieren/ersetzen: Getreidehaltiges Kraftfutter sollte stark reduziert oder ganz weggelassen werden. Alternativen sind zucker- und stärkearme Futtermittel wie Heucobs, Luzerne oder spezielle Rehe-Müslis.
- Mineral- und Vitaminversorgung: Ein hochwertiges Mineralfutter, das auf die Bedürfnisse von Rehe-Pferden abgestimmt ist, ist essenziell. Achten Sie auf eine ausreichende Versorgung mit Zink, Kupfer, Selen, Biotin und Vitamin E.
- Gewichtsmanagement: Übergewicht muss unbedingt abgebaut werden. Dies erfordert eine strikte Kontrolle der Futtermenge und angepasste Bewegung.
- Wasser: Ständiger Zugang zu frischem, sauberem Wasser ist unerlässlich.
2. Hufbearbeitung und Beschlag: Die Basis für gesunde Hufe
Die regelmäßige und korrekte Hufbearbeitung durch einen erfahrenen Hufschmied oder Barhufpfleger ist von entscheidender Bedeutung.
- Regelmäßige Intervalle: Kürzere Intervalle (alle 4-6 Wochen) sind oft notwendig, um den Huf in Balance zu halten und Druckpunkte zu vermeiden.
- Spezialbeschlag: Je nach Schweregrad der Rehe und der Hufbeinrotation können verschiedene Beschläge eingesetzt werden:
- Rehe-Eisen: Spezielle Eisen, die den Druck von der Zehe nehmen und den Strahl unterstützen (z.B. Eiereisen, Herz-Eisen).
- Kunststoffbeschläge: Können stoßdämpfend wirken und den Hufmechanismus unterstützen.
- Klebebeschläge: Eine Alternative, wenn Nageln nicht möglich oder gewünscht ist.
- Barhuf-Management: Bei manchen Pferden und unter fachkundiger Anleitung kann ein Barhuf-Management erfolgreich sein, wenn die Hufe gut gepflegt und der Untergrund entsprechend weich ist. Hierbei ist eine regelmäßige und korrekte Bearbeitung entscheidend.
- Röntgenkontrolle: Regelmäßige Röntgenkontrollen sind wichtig, um den Erfolg der Hufbearbeitung zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen.
3. Haltungsmanagement: Bewegung und Untergrund
- Weicher Untergrund: Das Pferd sollte Zugang zu einem weichen, ebenen Untergrund haben (tiefe Einstreu in der Box, Sandpaddock), um die Hufe zu schonen.
- Kontrollierte Bewegung: Nach der akuten Phase und in Absprache mit dem Tierarzt und Hufschmied kann langsame, kontrollierte Bewegung auf weichem Boden begonnen werden. Dies fördert die Durchblutung und den Hufmechanismus. Harte Böden und schnelle Gangarten müssen vermieden werden.
- Paddock Trail / Offenstall: Bei chronischer Rehe kann ein Paddock Trail mit verschiedenen Untergründen und Futterstationen eine gute Möglichkeit sein, kontrollierte Bewegung und Anreize zu schaffen, ohne die Hufe zu überlasten.
4. Medikamentöse Unterstützung und Nahrungsergänzung:
- Medikamente bei Grunderkrankungen: Bei EMS oder Cushing ist die Behandlung der Grunderkrankung entscheidend, um weitere Reheschübe zu verhindern (z.B. Pergolid bei Cushing).
- Gelenkschutz: Bei chronischer Rehe kann die Belastung der Gelenke erhöht sein. Gelenkunterstützende Futtermittel (z.B. mit Glucosamin, Chondroitin, MSM) können sinnvoll sein.
- Durchblutungsfördernde Mittel: In manchen Fällen können weiterhin durchblutungsfördernde Mittel eingesetzt werden.
- Antioxidantien: Vitamin E, Selen und andere Antioxidantien können helfen, Zellschäden durch Entzündungsprozesse zu reduzieren.
- Biotin: Kann die Hornqualität verbessern, ist aber kein Wundermittel gegen Rehe.
Prävention von Hufrehe: Besser vorbeugen als heilen
Die beste Behandlung ist immer die Prävention. Viele Reheschübe könnten vermieden werden, wenn Pferdebesitzer die Risikofaktoren kennen und entsprechende Maßnahmen ergreifen.
- Gewichtsmanagement: Halten Sie Ihr Pferd schlank. Regelmäßiges Wiegen oder Messen mit dem Maßband hilft, Übergewicht frühzeitig zu erkennen.
- Kontrollierter Weidegang:
- Anweiden: Immer langsam und schrittweise anweiden, beginnend mit 15-30 Minuten pro Tag und langsamer Steigerung.
- Fruktan-Management: Meiden Sie Weidegang bei hohem Fruktangehalt (kalte, sonnige Tage; nach Frost; bei starkem Pflanzenstress wie Trockenheit oder Überweidung).
- Fressbremsen: Eine Fressbremse kann den Grasverzehr reduzieren.
- Strip-Grazing: Kontrolliertes Abweiden kleiner Flächen.
- Fütterung anpassen:
- Heu ad libitum (wenn zuckerarm): Oder in mehreren kleinen Portionen über den Tag verteilt.
- Stärkearme Fütterung: Reduzieren Sie Getreide und zuckerreiche Futtermittel.
- Heuanalyse: Lassen Sie Ihr Heu auf Zucker- und Fruktangehalt analysieren.
- Regelmäßige Bewegung: Angepasste, regelmäßige Bewegung fördert den Stoffwechsel und hilft beim Gewichtsmanagement.
- Regelmäßige Hufbearbeitung: Ein guter Hufschmied oder Barhufpfleger ist entscheidend für die Hufgesundheit.
- Gesundheitschecks: Jährliche tierärztliche Untersuchung, Blutbilder zur Überprüfung des Stoffwechsels (Insulin, ACTH bei älteren Pferden).
- Vorsicht bei Medikamenten: Besprechen Sie mit Ihrem Tierarzt Alternativen, wenn Ihr Pferd anfällig für Rehe ist und Kortison benötigt wird.
- Stressmanagement: Vermeiden Sie unnötigen Stress für Ihr Pferd, da Stress den Stoffwechsel beeinflussen kann.
Leben mit einem Rehe-Pferd: Geduld, Konsequenz und Liebe
Ein Pferd, das einmal Hufrehe hatte, ist oft ein „Rehe-Pferd“ für den Rest seines Lebens. Das bedeutet nicht, dass es keine Lebensqualität mehr hat, aber es erfordert ein hohes Maß an Aufmerksamkeit und Konsequenz vom Besitzer.
- Geduld: Der Heilungsprozess kann langwierig sein. Rückschläge sind möglich.
- Konsequenz: Fütterungs- und Hufmanagement müssen strikt eingehalten werden.
- Beobachtung: Achten Sie auf kleinste Anzeichen eines erneuten Schubes.
- Teamwork: Arbeiten Sie eng mit Ihrem Tierarzt und Hufschmied zusammen. Sie sind Ihre wichtigsten Partner.
- Anpassung: Seien Sie bereit, Fütterung, Haltung und Bewegung immer wieder an die aktuellen Bedürfnisse Ihres Pferdes anzupassen.
- Liebe und Verständnis: Ein Rehe-Pferd braucht viel Zuneigung und Verständnis. Es leidet unter Schmerzen und ist oft frustriert durch die Einschränkungen.
Hufrehe ist eine ernstzunehmende Erkrankung, aber mit dem richtigen Wissen, schnellem Handeln und einem konsequenten Langzeitmanagement können Sie Ihrem Pferd helfen, diese Herausforderung zu meistern und ein glückliches, schmerzfreies Leben zu führen. Seien Sie wachsam, seien Sie vorbereitet, und seien Sie der beste Partner für Ihr Pferd, den es sich wünschen kann.