Kolik beim Pferd: Symptome erkennen und richtig handeln

Ein Albtraum für jeden Pferdebesitzer: Das Pferd zeigt Anzeichen von Kolik. Plötzliche Bauchschmerzen können schnell lebensbedrohlich werden und erfordern sofortiges Handeln. Doch was genau ist Kolik, wie erkennst du sie und vor allem: Was solltest du tun, wenn dein Pferd betroffen ist? Dieser Leitfaden gibt dir die wichtigsten Informationen an die Hand.

Was ist Kolik überhaupt?

Der Begriff „Kolik“ ist keine eigenständige Krankheit, sondern ein Überbegriff für Bauchschmerzen beim Pferd. Diese Schmerzen können ganz unterschiedliche Ursachen haben, die von relativ harmlosen Verdauungsstörungen bis hin zu lebensbedrohlichen Darmverschlingungen reichen. Da wir von außen nicht sehen können, wie ernst die Lage ist, gilt bei Kolik immer: Zeit ist entscheidend!

Die wichtigsten Symptome: So erkennst du eine Kolik

Achte auf Veränderungen im Verhalten deines Pferdes. Je früher du die Anzeichen erkennst, desto besser sind die Chancen auf eine schnelle Genesung. Die Symptome können unterschiedlich stark ausgeprägt sein:

  • Leichte Kolik-Anzeichen:
    • Leichter Scharrfuß
    • Häufiges Flehmen (Oberlippe hochziehen)
    • Gähnen
    • Kratzen am Bauch
    • Unruhe, häufiger Stellungswechsel
    • Appetitlosigkeit oder verringerte Futteraufnahme
    • Reduzierte oder keine Darmgeräusche (selber horchen!)
  • Mittelschwere bis schwere Kolik-Anzeichen:
    • Starkes Scharren
    • Wiederholtes Hinlegen und Aufstehen
    • Wälzen (oft mit Stöhnen)
    • Blick zum Bauch oder Beißen in die Flanke
    • Starkes Schwitzen
    • Beschleunigte Atmung und erhöhter Puls
    • Aufgeblähter Bauch (Trommelbauch)
    • Kein Absetzen von Kot oder Urin
    • Apathie oder Teilnahmslosigkeit
    • Fieber oder Untertemperatur (eher selten, aber möglich)

Wichtig: Selbst wenn dein Pferd nur leichte Symptome zeigt, nimm sie ernst! Die Intensität der Symptome korreliert nicht immer mit der Schwere der Ursache.

Dein Notfallplan: Was tun bei Kolik?

Sobald du Kolik-Anzeichen bei deinem Pferd bemerkst, solltest du sofort handeln:

  1. Bleib ruhig, aber handle schnell! Panik hilft weder dir noch deinem Pferd.
  2. Ruf sofort den Tierarzt an! Schildere ihm präzise die Symptome, die du beobachtest, und seit wann sie bestehen. Auch wenn es nur ein Verdacht ist – lieber einmal zu viel als einmal zu wenig anrufen. Dein Tierarzt kann am Telefon oft schon erste Anweisungen geben.
  3. Hol das Pferd aus der Box/vom Paddock! Biete ihm die Möglichkeit, sich kontrolliert zu bewegen.
  4. Bewegung (kontrolliertes Führen): Führ dein Pferd langsam im Schritt. Leichte Bewegung kann die Darmtätigkeit anregen und Gasansammlungen lösen. Übertreibe es aber nicht und zwing dein Pferd nicht zur Bewegung, wenn es offensichtlich Schmerzen hat oder schwach ist.
  5. Futter und Wasser entziehen: Nimm sofort alles Futter (Heu, Kraftfutter, Gras) weg. Biete frisches Wasser an, aber erzwinge nichts. Manchmal kann Wasser mit einem Schuss Apfelessig die Aufnahme anregen.
  6. Puls und Atmung kontrollieren: Messe (wenn du geübt bist) Puls, Atmung und Temperatur. Das sind wichtige Informationen für den Tierarzt.
  7. Darmgeräusche horchen: Leg dein Ohr an den Bauch deines Pferdes (linke und rechte Flanke). Sind Darmgeräusche hörbar (Gurgeln, Gluckern)? Fehlende Darmgeräusche sind ein Alarmsignal.
  8. Wälzen verhindern (wenn sicher): Versuche zu verhindern, dass sich dein Pferd unkontrolliert und heftig wälzt, um eine Darmverdrehung zu vermeiden. Aber Achtung: Deine Sicherheit geht immer vor! Wenn das Pferd zu stark ist oder aggressiv wird, lass es. Manchmal ist ein kontrolliertes Wälzen auch hilfreich, um Blockaden zu lösen.
  9. Stall vorbereiten: Wenn der Tierarzt kommt, sollte der Stall gut beleuchtet und das Pferd zugänglich sein. Halte eventuell eine Decke und frisches Wasser bereit.

Wann ist es ein Notfall?

Jede Kolik ist potenziell ein Notfall. Der Tierarzt sollte in jedem Fall so schnell wie möglich gerufen werden. Besonders kritisch ist es, wenn:

  • Dein Pferd starke, anhaltende Schmerzen hat.
  • Es sich immer wieder heftig wälzt.
  • Puls und Atmung stark erhöht sind und nicht sinken.
  • Die Schleimhäute blass, bläulich oder stark gerötet sind.
  • Keine Darmgeräusche hörbar sind.
  • Du seit Stunden keinen Kotabsatz beobachtest.

Vorbeugung ist der beste Schutz

Auch wenn eine Kolik nie ganz ausgeschlossen werden kann, kannst du viel tun, um das Risiko zu minimieren:

  • Ausreichend Raufutter: Rund um die Uhr Zugang zu hochwertigem Heu ist essenziell.
  • Regelmäßige Fütterungszeiten: Plötzliche Futterumstellungen vermeiden.
  • Genügend Wasser: Immer frisches, sauberes Wasser anbieten. Im Winter besonders wichtig!
  • Regelmäßige Bewegung: Sorgt für eine gesunde Darmtätigkeit.
  • Qualität des Futters: Keine schimmligen oder verunreinigten Futtermittel.
  • Stress reduzieren: Stress kann auf den Verdauungstrakt schlagen.
  • Regelmäßige Zahnkontrolle: Schlechte Zähne führen zu unzureichender Futteraufnahme.
  • Entwurmung: Ein maßvolles, auf Kotproben basierendes Entwurmungsmanagement ist wichtig.

Kolik ist ernst, aber mit dem richtigen Wissen und schnellem Handeln kannst du deinem Pferd im Notfall entscheidend helfen. Mach dich mit den Symptomen vertraut und hab die Telefonnummer deines Tierarztes immer griffbereit.

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