
Der Gedanke, das eigene Pferd von Eisen auf Barhuf umzustellen, beschäftigt viele Pferdebesitzer. Es verspricht mehr Natürlichkeit und gesundheitliche Vorteile. Doch was bedeutet dieser Schritt wirklich, und wie gelingt die Umstellung erfolgreich und pferdegerecht? In diesem Leitfaden erfährst du alles Wichtige rund um das Barhuf-Pferd, die Umstellung und die ganzheitliche Hufpflege.
Warum überhaupt Barhuf? Die Vorteile der Natürlichkeit
Immer mehr Pferdebesitzer entscheiden sich bewusst gegen den traditionellen Beschlag mit Eisen. Die Barhufhaltung orientiert sich am natürlichen Zustand des Pferdehufs und bietet eine Reihe von potenziellen Vorteilen:
- Natürliche Stoßdämpfung: Der Huf kann sich ohne Eisen natürlicher ausdehnen und zusammenziehen, was eine bessere Stoßdämpfung und Durchblutung fördert.
- Verbesserte Durchblutung: Die Bewegung des Hufmechanismus wird nicht eingeschränkt, was die Blutzirkulation und somit die Nährstoffversorgung des Hufs verbessert.
- Besseres Bodengefühl: Pferde auf Barhuf können den Untergrund besser wahrnehmen und sich dadurch sicherer bewegen und anpassen.
- Stärkerer Huf: Bei korrekter Pflege kann der Huf widerstandsfähiger und gesünder werden.
- Weniger Verletzungsrisiko: Das Risiko, sich oder andere Pferde mit Eisen zu verletzen, entfällt.
Es ist jedoch wichtig zu verstehen, dass Barhufhaltung nicht für jedes Pferd und jede Haltungsform gleichermaßen geeignet ist. Eine individuelle Betrachtung ist unerlässlich.
Der Weg zur Umstellung: Geduld ist Gold
Die Umstellung von Eisen auf Barhuf ist ein Prozess, der Geduld, Konsequenz und professionelle Begleitung erfordert. Sie sollte niemals überstürzt werden.
- Vorbereitung und Beratung: Bevor die Eisen abgenommen werden, solltest du dich umfassend informieren und einen erfahrenen Barhufbearbeiter (Huforthopäde, Hufpfleger) konsultieren. Er kann den Zustand der Hufe beurteilen und einen individuellen Plan erstellen.
- Eisenabnahme und erste Zeit: Nach dem Entfernen der Eisen können die Hufe zunächst empfindlich sein. Dein Pferd wird möglicherweise fühlig laufen. Das ist normal und ein Zeichen dafür, dass sich der Huf an die neue Situation anpasst.
- Anpassung des Untergrunds: Harte, abrasive Böden sind für den Aufbau eines robusten Barhufs ideal. Ermögliche deinem Pferd, sich auf verschiedenen Untergründen zu bewegen. Anfangs können weichere Böden den Übergang erleichtern.
- Regelmäßige Bearbeitung: Die Hufe müssen in der Umstellungsphase (und auch danach) sehr regelmäßig und exakt bearbeitet werden. Der Bearbeitungsintervall ist oft kürzer als beim Beschlag.
- Hufschuhe als Unterstützung: Für Übergangsphasen oder bei Ausritten auf sehr steinigen Böden sind Hufschuhe eine hervorragende Option. Sie schützen den empfindlichen Huf und ermöglichen dennoch Bewegung.
- Fütterungsanpassung: Eine ausgewogene Fütterung, die alle wichtigen Mineralien und Spurenelemente für eine gesunde Hufhornproduktion enthält, ist entscheidend. Biotin allein reicht oft nicht aus.
Ganzheitliche Hufpflege im Alltag
Auch wenn du einen Barhufbearbeiter hast, ist deine tägliche Hufpflege entscheidend:
- Tägliche Hufkontrolle und Auskratzen: Entferne Schmutz, Steinchen und achte auf Auffälligkeiten wie Risse, Verfärbungen oder üblen Geruch (Anzeichen von Strahlfäule).
- Huf waschen und trocknen: Nach dem Auskratzen kannst du die Hufe waschen, um Schmutz zu entfernen. Achte darauf, dass sie danach gut trocknen können, besonders im Bereich des Strahls.
- Feuchtigkeitsmanagement: Bei trockenen Hufen kann feuchtes Einstreu oder eine Hufdusche helfen. Bei feuchten Böden ist es wichtig, die Hufe trocken zu halten, um Strahlfäule vorzubeugen.
- Regelmäßige Bewegung: Bewegung fördert die Durchblutung und den Hufmechanismus.
- Saubere Haltung: Eine trockene, saubere Umgebung ist essenziell, um Hufkrankheiten zu vermeiden.
Häufige Probleme und wann der Hufexperte gefragt ist
Während der Umstellung oder auch bei einem etablierten Barhuf-Pferd können Probleme auftreten:
- Fühligkeit/Sohlenlederhautentzündung: Das Pferd läuft lahm oder sehr vorsichtig.
- Hufgeschwüre: Eine schmerzhafte Eiteransammlung im Huf.
- Strahlfäule: Übelriechende, weiche oder zerstörte Hornsubstanz im Strahlbereich.
- Weiße Linie Probleme: Infektionen oder Ausweitung der weißen Linie.
- Risse und Ausbrüche: Können durch falsche Belastung oder unzureichende Hornqualität entstehen.
Bei solchen Problemen oder Unsicherheiten solltest du immer sofort deinen Hufbearbeiter oder Tierarzt konsultieren. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung sind entscheidend.
Die Entscheidung für Barhuf ist eine Investition in die Gesundheit deines Pferdes. Mit der richtigen Begleitung, Geduld und konsequenter Pflege kann dein Pferd auf vier gesunden, starken Barhufen durchs Leben gehen.