
Die Art und Weise, wie wir unsere Pferde halten, ist von entscheidender Bedeutung für ihre Gesundheit, ihr Verhalten und ihr allgemeines Wohlbefinden. Eine pferdegerechte Haltung berücksichtigt die natürlichen Bedürfnisse des Pferdes als Herdentier und Dauerfresser. Doch was genau bedeutet „artgerecht“, und welche Aspekte sind im Stallmanagement besonders wichtig? Dieser Beitrag gibt dir einen Überblick über die Grundlagen einer optimalen Pferdehaltung.
Die natürlichen Bedürfnisse des Pferdes als Grundlage
Pferde sind Steppentiere, die ursprünglich in Herden lebten und den Großteil des Tages mit der langsamen Aufnahme von Raufutter und Bewegung verbrachten. Eine artgerechte Haltung versucht, diese Bedürfnisse so weit wie möglich zu erfüllen:
- Sozialkontakt: Pferde sind hochsoziale Herdentieren und brauchen den Kontakt zu Artgenossen. Isolation kann zu Verhaltensstörungen führen.
- Bewegung: Pferde legen in freier Wildbahn viele Kilometer am Tag zurück. Ausreichend Bewegungsanreize sind essenziell für gesunde Gelenke, Sehnen und Bänder sowie für die Psyche.
- Raufutteraufnahme: Als Dauerfresser benötigen Pferde fast ununterbrochen Zugang zu Raufutter (Heu, Gras). Lange Fresspausen schaden dem Verdauungssystem und können zu Magengeschwüren führen.
- Frische Luft & Licht: Ein gutes Stallklima mit viel Frischluft und Tageslicht ist wichtig für die Atemwege und das Immunsystem.
- Struktur & Rückzugsmöglichkeiten: Auch in einer Herde brauchen Pferde individuelle Rückzugsmöglichkeiten und Bereiche, in denen sie ungestört fressen oder ruhen können.
Haltungsformen im Überblick: Vor- und Nachteile
Es gibt verschiedene Haltungsformen, die jeweils ihre Vor- und Nachteile haben:
- Offenstall/Gruppenhaltung: Kommt den natürlichen Bedürfnissen des Pferdes am nächsten. Bietet ständigen Sozialkontakt und Bewegungsfreiheit. Wichtig sind ausreichend Platz, Fressplätze für alle, trockene Liegeflächen und Witterungsschutz.
- Boxenhaltung mit täglichem Weidegang/Paddock: Die gängigste Haltungsform. Wichtig ist hier, dass das Pferd ausreichend Zeit außerhalb der Box verbringt, idealerweise mehrere Stunden am Tag mit Sozialkontakt.
- Paddock Paradise/Trail-Haltung: Ein Konzept, das Pferde durch Anreize (Futterstellen, Wasser, Unterstände) auf einem angelegten Pfad zur Bewegung motiviert. Fördert natürliche Verhaltensweisen und Hufgesundheit.
Essentials für ein gutes Stallmanagement
Unabhängig von der gewählten Haltungsform sind diese Punkte entscheidend:
- Hygiene: Regelmäßiges Misten, Sauberkeit in Futter- und Wasserstellen, Entsorgung von Mist. Das reduziert Keimbelastung und beugt Krankheiten vor.
- Futterqualität & -management: Hochwertiges Heu in ausreichender Menge, angepasste Kraftfuttergaben. Futter vor Nässe und Schädlingen schützen.
- Wasserversorgung: Ständiger Zugang zu frischem, sauberem Trinkwasser. Im Winter frostfrei halten.
- Sicherheit: Zäune in gutem Zustand, keine scharfen Kanten oder hervorstehende Nägel. Fluchtwege freihalten.
- Klimamanagement: Gute Belüftung ohne Zugluft, Schutz vor Hitze im Sommer und Kälte im Winter.
- Weidemanagement: Kontrollierter Weidezugang, um Überweidung und Parasitenprobleme zu vermeiden. Giftpflanzen entfernen.
- Erste-Hilfe-Ausrüstung: Eine gut ausgestattete Stallapotheke für kleinere Notfälle.
Fazit: Investition in die Pferdegesundheit
Eine artgerechte Haltung und ein durchdachtes Stallmanagement sind die Basis für ein gesundes, ausgeglichenes und leistungsbereites Pferd. Es erfordert Aufmerksamkeit und Einsatz, zahlt sich aber in Form eines glücklichen und langlebigen Partners aus. Beobachte dein Pferd genau und passe die Haltungsbedingungen bei Bedarf an seine individuellen Bedürfnisse an.