
Pferdezähne sind kleine Wunderwerke der Natur – und gleichzeitig ein oft unterschätzter Schlüssel zur Gesundheit und zum Wohlbefinden deines Pferdes. Sie sind nicht nur für die Futteraufnahme wichtig, sondern beeinflussen auch die Verdauung, die Rittigkeit und das allgemeine Verhalten deines Vierbeiners. Doch leider werden Zahnprobleme oft erst spät erkannt. In diesem Beitrag erfährst du, warum gesunde Zähne so entscheidend sind und welche Anzeichen auf Schwierigkeiten im Pferdemaul hindeuten können.
Warum sind gesunde Pferdezähne so wichtig?
Anders als unsere Zähne wachsen die Zähne deines Pferdes ein Leben lang nach und nutzen sich ständig ab. Pferde sind von Natur aus Dauerfresser, und ihr Gebiss ist perfekt dafür ausgelegt, Gräser und Heu zu zermahlen. Dieses ständige Mahlen ist essenziell:
- Optimale Futterverwertung: Nur gut zerkleinerte Nahrung kann vom Verdauungssystem optimal aufgeschlossen werden. Probleme im Maul führen zu einer schlechteren Verwertung der Nährstoffe.
- Gesunde Verdauung: Schlecht gekautes Futter kann zu Verdauungsproblemen wie Koliken, Kotwasser oder Durchfall führen.
- Keine Schmerzen: Zahnspitzen, unregelmäßige Abnutzung oder andere Probleme können massive Schmerzen verursachen, die sich auf das gesamte Wohlbefinden auswirken.
- Gute Rittigkeit: Schmerzen im Maul oder am Kiefer wirken sich direkt auf die Akzeptanz des Gebisses und die Losgelassenheit unter dem Sattel aus.
- Allgemeines Wohlbefinden: Ein Pferd mit Zahnschmerzen ist oft nicht mehr es selbst – es kann apathisch, gereizt oder leistungsgemindert sein.
Die häufigsten Anzeichen für Zahnprobleme beim Pferd
Das Tückische an Zahnproblemen ist, dass Pferde Schmerzen oft lange Zeit verbergen. Als aufmerksamer Besitzer kannst du jedoch auf verschiedene Signale achten, die auf Probleme im Maul hindeuten könnten:
- Veränderungen bei der Futteraufnahme:
- „Wickel kauen“: Das Pferd macht Heu- oder Grasballen, die es wieder ausspuckt.
- Langsames oder zögerliches Fressen: Es frisst langsamer als gewohnt oder zögert vor dem Futter.
- Futter aus dem Maul fallen lassen: Besonders bei Kraftfutter kann es vorkommen, dass Futter aus dem Maul fällt.
- Gewichtsverlust trotz ausreichender Futtermenge: Ein klassisches Zeichen für eine schlechte Nährstoffverwertung.
- Selektives Fressen: Das Pferd sortiert bestimmte Futtermittel aus.
- Einseitiges Kauen: Das Futter wird nur auf einer Seite gekaut.
- Probleme unter dem Sattel:
- Gebissprobleme: Das Pferd wehrt sich gegen das Gebiss, schlägt mit dem Kopf, geht nicht ans Gebiss heran oder ist maulig.
- Unregelmäßige Kopfhaltung: Schiefe Kopfhaltung oder Kopfschütteln.
- Probleme beim Stellen und Biegen: Kann auf Schmerzen im Kiefergelenk hindeuten.
- Zungenprobleme: Die Zunge wird über das Gebiss gelegt oder herausgestreckt.
- Veränderungen im Maul und Gesicht:
- Mundgeruch: Ein deutliches Zeichen für Entzündungen oder Futterreste, die stecken geblieben sind.
- Schwellungen im Kiefer- oder Gesichtsbereich.
- Asymmetrien am Kopf.
- Vermehrter Speichelfluss.
- Ausfluss aus Maul oder Nase.
- Allgemeine Verhaltensänderungen:
- Apathie oder Teilnahmslosigkeit.
- Gereiztheit oder Aggressivität.
- Vermehrte Koliken: Kann durch schlecht zerkleinertes Futter bedingt sein.
Wann muss der Pferde-Zahnspezialist ran?
Spätestens, wenn du eines oder mehrere dieser Symptome bemerkst, solltest du unbedingt einen Tierarzt mit Spezialisierung auf Pferdezahnheilkunde oder einen zertifizierten Pferdedentalpraktiker konsultieren. Doch auch ohne offensichtliche Symptome sind regelmäßige Kontrollen unerlässlich.
Faustregel: Eine jährliche Zahnkontrolle ist bei erwachsenen Pferden Standard. Bei Jungpferden, alten Pferden oder Pferden mit bekannten Zahnproblemen sind oft kürzere Intervalle (alle 6 Monate) sinnvoll.
Die Investition in regelmäßige Zahnpflege zahlt sich aus, denn sie ist ein wesentlicher Bestandteil für ein langes, gesundes und glückliches Pferdeleben.